Compositions 48-61

48

Offener Gärten
             Entlang
Krähen
Die Bäume
In den Alleen
Auf bräunlicher Wiese schlägt
Eine Dohle
Ihren Schnabel ins Eis
Im Stoppelacker liegt
Ein steinernes Tier
Leibesfrucht
Unwirtlichen Morgens
















49

Anrede
         Des
Du
Bleibst unbekannt
Dem Dichter
Bricht die Kunst
Am Ausdrückbaren
Bar
Jeden Ausdrucks



















50

Am chlorbleichen Flur steht
Ein schwarzer Baum
Allein
Erloschener Docht am
Kerzengrund
Fäulnis des Lichts gerbt
Die Haut des Fremdlings
Krauses Geäst zeigt
Ein Bild seiner durchleuchteten Lungen
Später erscheint dort
Wie eine Apokryphe
Der Abendstern
Weiße Pupille im schweren Atemauge
Der Nacht
Dort hinter dem Hügel
Werden bald
Die Gefährtinnen ihr abgetragenes
Gewand in den roten Dorn werfen
Bahrtuch der
Zeitenglieder








52

Lichttrunken flattert
Der Bläuling
Im Winkel deiner Tagesaugen
Löst
Ein Blühendes mit weißem Finger
Purpurne Speise
Aus süßem Klee
Erwacht
         Schleift
Ein Einsamer den Mondstein
An seinem Herzen
Begräbt ihn in seinen fahnenweichen Händen
Drüben im Café verstummt
Dem Spieler seine Geige
Ins Halblaut
Der Bogen war zu kurz für dieses tränende Lied
Plötzlich sinkt
Bitternis im Ton
                     Über das Haus









56

Am blauen Felsen
             Schneidet
Eine gräberne Sirene
Simson
Fließendes Haar
Vom zürnenden Haupt
Unterm goldnen Birnbaum
Schnitzt
Ein orphischer Seher
Seine Laute aus
Gefallener Frucht
Im Muttergestein einer
Nahen Grotte
             Schillern
Opalene Sistren













57

Auf dunklen Wolkengrund
Malt
Der Vogelflug
Sein fließendes Zeichen
Dem folgt
             Mit Wehmut
Ein erlöschender Sinn
Durch den knöchernen Garten
Blättert
Der Wind im leeren Buch
Auf deinem Schoß

















59

Über die Wüste
                 Des
Winterlichen Feldes
Streifen
         Die Dohlen
Am Knöchel einer Schönheit
Wärmt sich
Der dunkle Fluß
Dem Sonnensohn sinkt
Das Gedankenlot
In das Moor
             Seines
Weichen Schrittes















60

Im Umhang
             Wärmenden Traums
Salbt
Goldener Kamm
Das Haar eines Geliebten
Draußen
Späte Fruchtlese
Im Frostsprung
Spielen Kinder Begräbnis
In den zerzausten Weiden
Des Hinterhofs
                 Schnitzt
Die gramgeführte Hand
                     Des
Künstlers
Aus Elfenbeinknochen einen Käfig
Für den Vogel des Walds
Der Sporn seines Blicks
                          Trifft
Den fiebernden Knaben
Der von Erlösung träumt
Das Flüstern
         Des Bachs
Dringt
Dem Schläfer
Ans seidene Ohr


61

Unterm Attich
             Lauschte
Ein Verblendeter
Zu lang
Dem schweren Duft
Dichter Quelle
Da zu kurz er es wähnte
Nahm
Eine dunkle Schönheit ihn mit sich
Fort
Unter wütendem Beil
Fiel
Ein Mutterholz
Opferpapier des Dichters

Compositions 37-47

37

„Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals aufhören wird.“  Jesaja 56,5

Wimmernde Schwester
Dein Schädel ist eine süße Wolke
An der leere Augen trinken
Durch die tönerne Hände
Nach Atem fassen und
Die blaue Krone
Zu Boden
Fällt
Dort kühlt aus dem Efeu
Der Gott
Seine rötlichen Backen
Und ein mondener Schwan  
                     Löst
Mit schwarzer Zunge
Edlen Stein
Aus äugendem Winkel









38

Silbernes Gassenlicht
                  Raubt
Dem brüchigen Pflaster
Einen flüchtigen Kuß
Schickt
Schwankenden Ganges
Ein weißer Pierrot
Dem Mädchen
Vergessenem Gast in
Lorbeernem Garten und
Seine dürren Finger lächeln
Über dem Steg
Seiner kupfernen Flöte















40

Schwärzlich ist
Nach alter Kunde
Schwänen gleich
         Das Zungenfleisch
Meiner Lieder
Weißer Regen auf lautloser Wimper
Bestattet
Am Glutgrund
                 Liegt
In deinem Schoß
Zerreißen die Katzen
Den müden Vogel
Des
Silbernen Abends














41

In der Himmelsflut
Des Abends
             Krächzt
Ein Ast und
Aschblonder Staub fällt
In die Schädelstätte
Des hohlen Stammes
Hinab
Von ferne
Vesperläuten schwerer Lider
Geschlossen
Von milder Hand
Über dem Antlitz
Ausklang
Ein Ackersmann streut
Die Saat
In die Glut der
Zeitfarbe










42

Im Schilfkorb meiner Brust
Liegt
Ein verwaistes Herz
Begraben und
Blindtreibend weckt
Der Strahl seines Schreis
Den glanzlosen See
Schlägt
Der Akkord des Tiergeists
Martert
Sein Atemgehölz
Unterm Lorbeer zuufern
Häutet
Der Gott ein Lebendiges
Ein ewiger Jude
                 Zerschlägt
Sein Haupt
An bleicher Mauer










43

Kreidener Schleier schaukelt
Den Mut
In schwerer Wiege
Im Takt
Wahnhafter Klage
                 Tropft
Harzige Speise des Walds
Endymion
Dir auf das Kinn
Traumgekühlter
Arglos rollt sich die Ader
Ins Schulterblatt
Leichter Atem brandet
An deine Lippe
Süßes Wachs unter silberner Flamme













44

En nuit
         Langer
Weile der Nacht
Wölbt
Das Lid seine Höhle
Unter immergrüner Braue
Gräbt
Unbändigen Hufes
Die Qual eine Zisterne
Wo Luna
             Schwarzgeschleiert
Den hippokrenischen
Wermut schöpft















47

Wortsatz
Des
Dichters Tonstrahl
    Gestaubt
In schneeiges Gehölz
Von
Heißer Spitze
Getropfte Graphitträne
Zwei Komma Sechsundzwanzig
Ins Dichte